Mein Vortrag zum 20. Magnesium-Symposiums

   der Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V.  

am 25. September 1998

im Städtischen Klinikum Fulda, Akademisches Lehrkrankenhaus der Philipps-Universität Marburg  

Zusammenfassung/Summary:

MAGNESIUMMANGEL?  EIN  FALLBEISPIEL

Als 42jährige Patientin litt ich sechs Jahre lang an multiplen Beschwerden, die mit unterschiedlicher Intensität vereinzelt oder gemeinsam auftraten. Da keine der vielen eingehenden Untersuchungen eine verwertbare Diagnose lieferte, wurde mehr als einmal meine Urteilsfähigkeit über das Beschwerdebild angezweifelt. Auf dem Höhepunkt des Krankheitsverlaufs plagten mich alle Symptome gleichzeitig, so dass ich wochenlang arbeitsunfähig war. Mehrfach wurde der Verdacht auf einen psychischen Hintergrund für meinen inzwischen katastrophalen  Zustand geäußert. Durch Zufall stieß ich beim Lesen eines medizinischen Fachbuches auf den Hinweis zu Speiseröhrenverkrampfung in Zusammenhang mit Magnesiummangelzuständen. Ich erkannte darin die blitzartig einsetzenden Kontraktionen, die ich im Hals- und Brustbereich empfunden hatte und für die keiner meiner Ärzte eine Erklärung hatte. Bei intensiven Recherchen fand ich immer mehr Bestätigung für meine Vermutung, dass bei mir ein Magnesiummangel vorhanden sein musste. In Form einer oralen Magnesiumsubstitution unternahm ich eine Eigenmedikation und konnte binnen eines Monats die Genesung herbeiführen.

Nach Befragen meiner Angehörigen bin ich überzeugt, dass eine Familiarität des Mangelsyndroms vorliegt. Als weitere Ursache für die Magnesiumdefizite dürften meine jahrelangen falschen Eßgewohnheiten in Frage kommen.

Eine Dokumentation meiner gesamten Krankheitsgeschichte ist in Vorbereitung.

 

MAGNESIUM DEFICIENCY? A CASE REPORT

I am a 42 year old female patient who had suffered from multiple troubles for six years. They occurred with varying intensity either occasionally or together. As none of the frequent and thorough medical examinations provided an usable diagnosis my ability to judge my complaints was put into  doubt several times. On the high of my illness all symptoms tormented me simultaneously, so that I became unable to work for several weeks. It was even repeatedly stated that the cause of my illness – which had meanwhile become disastrous – was a psychological one. By chance, whilst I was reading a medical book, I happened to come across an article on oesophageal spasms in connections with conditions of magnesium deficiency. I began to realise that there  must be a correlation with the sudden contractions in my throat and chest and which none of my doctors could explain. After intensive investigations my suspicion became more and more confirmed that I was suffering from magnesium deficiency. I started a self medication in the form of an oral magnesium substitution and as a result was cured from my illness within a month´s time. After thorough consultations with my relatives I am now  convinced that there is a familiarity of the magnesium deficiency syndrome. My year-long wrong eating habits might have been an additional cause for these deficiencies.

A complete documentation of the course of my disease is being prepared.

 

Referat:

Magnesiummangel? Ein Fallbeispiel.

Meine Damen und Herren,

In meinem medizinischen Wörterbuch ist unter dem Begriff Magnesium nur ein einziger Hinweis auf den therapeutischen Einsatz vermerkt, nämlich bei nächtlichen Wadenkrämpfen. Wissenschaft und Medizin kennen inzwischen ein viel breiteres Anwendungsspektrum. Aber auch ich als Patientin kann durch meine Erlebnisse den gesundheitlichen Nutzen von Magnesium ausführlich beschreiben. Ich bin sicher, dass meine Genesung von schlimmsten Symptomen nur auf die Einnahme dieses Mineralstoffes zurückzuführen ist. Kein medizinischer Befund untermauert meine These, dass ich an Magnesiummangel litt. Ich selbst hatte meinen Zustand erkannt und übernahm in eigener Verantwortung die Therapie. Dass ich nach monatelanger Arbeitsunfähigkeit binnen kürzester Zeit wieder ein normales Leben führen konnte, dürfte meine Diagnose ausreichend belegen.

Mit der Veröffentlichung meiner Geschichte will ich dazu beitragen, dass dieses lebenswichtige Element mehr Beachtung in der Diagnostik und Therapie findet. Ich bedanke mich bei der Gesellschaft für Magnesiumforschung für das entgegengebrachte Vertrauen.

Ich bin 42 Jahre alt, verheiratet und zweifache Mutter. Als Verwaltungsangestellte übe ich eine Vollzeitbeschäftigung aus. In meiner Freizeit moderiere ich Rundfunksendungen und bin ab und zu journalistisch oder schriftstellerisch tätig.

Nach unkomplizierter Kindheit mit den üblichen Infektionen bekam ich mit elf Jahren meine erste Menstruation.

Bis zur Entfernung der Gebärmutter litt ich kurz vor und während der Blutungen an Unterleibskrämpfen. In meinen Schwangerschaften mit 24 und 28 Jahren quälten mich heftige Wadenkrämpfe. Nach dem zweiten Kind wurde ich fülliger. Erfolglos probierte ich in den kommenden Jahren jede Modediät aus. Mein Heißhunger auf Süßes ließ mich immer wieder naschen. Bis zu meinem 36. Lebensjahr fühlte ich mich aber überwiegend wohl.

Im Sommer 1992 verschlechterte sich der Allgemeinzustand extrem. Trotz Übergewicht sah ich sehr mitgenommen aus, hatte mit Schwindel und Verdauungsproblemen zu kämpfen. Ich war müde, gereizt. An einem heißen Tag plagten mich starke Schwindelattacken auf dem Weg zur Arbeit. Plötzlich verlor ich das Bewusstsein und stürzte gegen ein Schaufenster. Bei der sofortigen Untersuchung durch einen Internisten wurde nur eine Unterzuckerung (Ich fastete mal wieder!) sowie ein niedriger Blutdruck festgestellt. Wenige Tage später erlebte ich abends einen schweren Kreislaufanfall im Bett. Im Liegen schwanden mir die Sinne, ich bekam Herzrasen und unglaublichen Schwindel. Ich zitterte am ganzen Körper, verspürte starken Harndrang. Der Arzt fand mich 30 Minuten später mit rosigen Wangen im Bett liegend vor. Diesmal stellte er einen etwas erhöhten Blutdruck sowie einen leicht erhöhten Blutzuckerwert fest. Gegen seine Vermutung, dass hinter meinen nächtlichen Beschwerden familiäre Probleme stecken könnten, wehrte ich mich entschieden. Erneut wurden Untersuchungen angeordnet u.a. EKG, Belastungs- und Langzeit-EKG, Herzecho, Langzeitblut- druckmessung, Zuckerbelastungstest, und EEG.

Die Ergebnisse deuteten auf keinerlei Erkrankung hin. Ziemlich ratlos empfahl man mir, mehr zu trinken und abzuspecken.

Im Sommer und Herbst 1992 traten starke Dauerblutungen auf. Erfolglos probierte ich Hormonpräparate aus. Zwei Ausschabungen brachten ebenfalls keine Linderung. Wegen der großen Myome riet mein Gynäkologe zu einer Uterusentfernung. Die klinische Untersuchung vor der Operation brachte eine Blutarmut und niedrige Herzfrequenz zu Tage. Der Eingriff verlief gut. Am Tag der Entlassung aus der Klinik brach ich unvermittelt auf dem Nachhauseweg zusammen. Ich hatte erneut Herzrasen und Schwindelanfälle. Zum ersten Mal empfand ich Stromschläge, die durch meinen Oberkörper zuckten und mit starker Übelkeit einhergingen. Irgendwo zwischen Ohren und Magen schlugen sie ein. Mein Hausarzt verordnete daraufhin ein Eisenpräparat.

In der folgenden Zeit ging es mir mal besser, mal schlechter. Kreislaufbeschwerden, Schwindel und Übelkeit sowie die unerklärlichen Blitzeinschläge machten mir das Leben zur Hölle. Immer wieder wurden ärztliche Kontrollen durchgeführt, alle blieben ohne Befund. Resignierend traute ich mich kaum noch über Symptome zu klagen. Ich biss die Zähne zusammen und arbeitete weiter.

Ebenso gab es aber auch Zeiten, in denen ich beschwerdefrei war, voller Schaffensdrang und Energie strotzte. Prompt folgte auf diese aktiven Phasen und auf jeden weiteren Diätversuch eine Krankfühlzeit.

Ab Dezember 1997 verschlechterte sich mein Gesundheitszustand dramatisch. Im Rahmen dieses Referates kann ich unmöglich die Stationen des Krankheitsverlauf aufzählen. Ich habe eine Folie vorbereitet, die alle meine Beschwerden auflistet. Die Intensität der Symptome unterscheide ich durch ein bis drei Pluszeichen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich als Laie nur deutsche Bezeichnungen verwende. Noch eine allgemeine Information. Ich konsumiere weder Drogen, Zigaretten noch Kaffee. Alkohol trinke ich selten und nur in geringen Mengen.

Allergie. Seit Jahren hatte ich keine allergische Reaktionen gezeigt, als plötzlich heuschnupfen- ähnliche Symptome und Hautausschlag auftrat.

Benommenheit ließ mich an der Leistungsfähigkeit meines Gehirnes zweifeln. Mit Gedächtnisspielen überprüfte ich immer wieder mein Denkvermögen.

Bindegewebsverhärtungen der Brust waren in den letzten Jahren und auch in der akuten Phase befundet worden.

Mein Blutdruck schlug Purzelbaum. Auch die Blutzuckermessungen schwankten zwischen normalen und leicht erhöhten Werten.

Erschöpfung. Über Wochen hinweg war ich ein körperliches Wrack.

Ein aufgedunsenes Gesicht veränderte meine Aussehen sehr nachteilig.

Hautprobleme. An Armen und Beinen war die Haut extrem trocken und schuppig.

Trotz allgemeiner Übelkeit empfand ich ungebremsten Heißhunger auf Süßes.

Herzrasen. Nach einem 30minütigen Anfall war ich einmal so geschwächt, dass ich fürchtete, den kommenden Tag nicht mehr zu erleben.

Zum ersten Mal in meinem Leben nahm ich Körpergeruch bei mir wahr.

Augenlidzucken trat laufend auf.

Magen und Darm waren in Aufruhr.

Meine Halswirbelsäule war plötzlich völlig versteift und schmerzte heftig. Da der diagnostizierte Bandscheibenvorfall als Altleiden eingestuft wurde, konnte er nicht alleine für diesen Zustand verantwortlich sein. Trotz intensiver physikalischer Therapie trat keine Besserung ein.

Östrogenmangel. 1995, mit 39 Jahren, war kaum noch Östrogen im Blut nachzuweisen. Ein entsprechendes Hormonpräparat sollte mir über die verfrühten Wechseljahre hinweghelfen. Plötzlich befanden sich die Hormonwerte trotz oraler Substitution wieder auf einem Tiefpunkt.

Ohnmachten. Voraus ging immer plötzlich einsetzende starke Übelkeit und Schwindel. Mehrmals verletzte ich mich dabei.

Ohrensausen und Rauschen konnte ich laufend hören.

Zum ersten Mal in meinem Leben traten Schlafstörungen auf.

Sehstörungen. Trotz Brille sah ich meine Umgebung wie durch einen Schleier oder Nebel.

Schwindel verursachte über Wochen Geh- und Standunsicherheiten.

Die Stromschläge spürte ich in Ruhestellung seltener. Oft empfand ich sie nach intensivem Kauen. Auch wenn Arm-, Schulter-, Hals- und Brustmuskulatur zusammenspielen sollten, traten sie häufig auf. Dann waren selbst einfache Bewegungen wie Kämmen unmöglich. Versuchte ich dennoch eine Tätigkeit auszuüben, wie beispielsweise das Schließen einer Schrank- oder Gerätetür, fand ich mich auf dem Boden liegend wieder. Teilweise war ich nicht mehr in der Lage den Kopf zum Schreiben oder Lesen zu neigen,ohne dass es zu einer Kontraktion kam. Auch der Wechsel zwischen Ruhe und Bewegung provozierte Verkrampfungen.

Taubheitsgefühl und Kribbeln in den Händen empfand ich besonders intensiv in der Nacht und beim Aufwachen.

Unruhezustände überkamen mich.

Waden-, Zehen und Fußsohlenkrämpfe traten auf.

Zittern setzte immer nach Herzrasen ein

Zungenschwere brachte zuweilen eine undeutlichere Aussprache zu Tage.

Niemand erkannte den Zusammenhang dieser Symptome. Die multiplen Beschwerden wurden in einzelne medizinische Fachbereiche aufdividiert. Mehr als ein Dutzend Fachärzte untersuchten mich. Alle Raffinessen der modernen Diagnostik wurden eingesetzt bis hin zur Entnahme von Hirn- und Nervenwasserproben. Der Magnesiumspiegel allerdings wurde nicht überprüft. Nachdem nur die Halswirbelsäule einen Schaden zeigte, vermuteten fast alle Mediziner einen psychischen Hintergrund für meinen katastrophalen Zustand. Sicherlich kann die seelische Verfassung des Patienten einen wesentlichen Einfluss auf sein körperlichen Wohlbefinden nehmen. Aber als stets bereite Auffangvorrichtung für nicht zu erklärende Krankheitsbilder darf die Psychosomatik nicht dienen.

Auf der verzweifelten Suche nach den Ursachen für meine erbärmliche Verfassung stieß ich in der Literatur auf den Hinweis zu Verkrampfungen im Speiseröhrenbereich in Zusammenhang mit Magnesiummangelzuständen. Ich erkannte darin die blitzartig einsetzenden Kontraktionen, die ich als Stromschläge empfunden hatte. Bei intensiven Recherchen fand ich faszinierende Fakten, die meine Erkrankung eindeutig als Magnesiummangelzustand entlarvten. Die Gefahr für Leib und vermutlich auch Leben war gebannt. Bereits nach einer Woche täglicher Magnesiumzufuhr von ca. 320 mg spürte ich eine leichte Besserung. Heute bin ich fast beschwerdefrei. Nackenschmerzen treten vereinzelt auf, der Bandscheibenvorfall ist leider nicht mit Magnesium zu kurieren. Eine Kreislaufschwäche ist im letzten halben Jahr ein einziges Mal aufgetreten und zwar anlässlich einer akuten Magen/Darmver- stimmung. Stromschläge sind nur spürbar, wenn ich die Magnesiumeinnahme verringere. Seit fünf Monaten nehme ich kein Östrogen mehr ein. Vergangene Woche hat mir mein Gynäkologe den Hormonspiegel einer 18jährigen bestätigt.

Offen bleibt die Frage nach den Ursachen für meinem Magnesiummangel. Da auch das Östrogenpräparat ohne Wirkung blieb, vermute ich eine Resorptionsstörung im Verdauungstrakt. Hier muss eine ärztliche Untersuchung Klarheit schaffen. Nach intensiver Befragung der Angehörigen scheint eine Familiarität des Mangelsyndroms gegeben. Aber auch mein unsinniges Essverhalten mit abwechselnden Diät- und Fressperioden ist sicherlich für eine schlechte Magnesiumversorgung verantwortlich. Heute verspüre ich keinerlei Verlangen nach Süßigkeiten, so dass ich langsam Gewicht abbaue.

Mir hat Magnesium ein neues Leben geschenkt. Bitte forschen Sie weiter, meine Damen und Herren. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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