Bis zur Entfernung der Gebärmutter
litt ich kurz vor und während der Blutungen an Unterleibskrämpfen.
In meinen Schwangerschaften mit 24 und 28 Jahren quälten mich
heftige Wadenkrämpfe. Nach dem zweiten Kind wurde ich fülliger.
Erfolglos probierte ich in den kommenden Jahren jede Modediät aus.
Mein Heißhunger auf Süßes ließ mich immer wieder naschen. Bis zu
meinem 36. Lebensjahr fühlte ich mich aber überwiegend
wohl.
Im Sommer 1992 verschlechterte
sich der Allgemeinzustand extrem. Trotz Übergewicht sah ich sehr
mitgenommen aus, hatte mit Schwindel und Verdauungsproblemen zu
kämpfen. Ich war müde, gereizt. An einem heißen Tag plagten mich
starke Schwindelattacken auf dem Weg zur Arbeit. Plötzlich verlor
ich das Bewusstsein und stürzte gegen ein Schaufenster. Bei der
sofortigen Untersuchung durch einen Internisten wurde nur eine
Unterzuckerung (Ich fastete mal wieder!) sowie ein niedriger
Blutdruck festgestellt. Wenige Tage später erlebte ich abends einen
schweren Kreislaufanfall im Bett. Im Liegen schwanden mir die Sinne,
ich bekam Herzrasen und unglaublichen Schwindel. Ich zitterte am
ganzen Körper, verspürte starken Harndrang. Der Arzt fand mich 30
Minuten später mit rosigen Wangen im Bett liegend vor. Diesmal
stellte er einen etwas erhöhten Blutdruck sowie einen leicht
erhöhten Blutzuckerwert fest. Gegen seine Vermutung, dass hinter
meinen nächtlichen Beschwerden familiäre Probleme stecken könnten,
wehrte ich mich entschieden. Erneut wurden Untersuchungen angeordnet
u.a. EKG, Belastungs- und Langzeit-EKG, Herzecho, Langzeitblut-
druckmessung, Zuckerbelastungstest, und EEG.
Die Ergebnisse deuteten auf
keinerlei Erkrankung hin. Ziemlich ratlos empfahl man mir, mehr zu
trinken und abzuspecken.
Im Sommer und Herbst 1992 traten
starke Dauerblutungen auf. Erfolglos probierte ich Hormonpräparate
aus. Zwei Ausschabungen brachten ebenfalls keine Linderung. Wegen
der großen Myome riet mein Gynäkologe zu einer Uterusentfernung. Die
klinische Untersuchung vor der Operation brachte eine Blutarmut und
niedrige Herzfrequenz zu Tage. Der Eingriff verlief gut. Am Tag der
Entlassung aus der Klinik brach ich unvermittelt auf dem
Nachhauseweg zusammen. Ich hatte erneut Herzrasen und
Schwindelanfälle. Zum ersten Mal empfand ich Stromschläge, die durch
meinen Oberkörper zuckten und mit starker Übelkeit einhergingen.
Irgendwo zwischen Ohren und Magen schlugen sie ein. Mein Hausarzt
verordnete daraufhin ein Eisenpräparat.
In der folgenden Zeit ging es mir
mal besser, mal schlechter. Kreislaufbeschwerden, Schwindel und
Übelkeit sowie die unerklärlichen Blitzeinschläge machten mir das
Leben zur Hölle. Immer wieder wurden ärztliche Kontrollen
durchgeführt, alle blieben ohne Befund. Resignierend traute ich mich
kaum noch über Symptome zu klagen. Ich biss die Zähne zusammen und
arbeitete weiter.
Ebenso gab es aber auch Zeiten, in
denen ich beschwerdefrei war, voller Schaffensdrang und Energie
strotzte. Prompt folgte auf diese aktiven Phasen und auf jeden
weiteren Diätversuch eine Krankfühlzeit.
Ab Dezember 1997 verschlechterte
sich mein Gesundheitszustand dramatisch. Im Rahmen dieses Referates
kann ich unmöglich die Stationen des Krankheitsverlauf aufzählen.
Ich habe eine Folie vorbereitet, die alle meine Beschwerden
auflistet. Die Intensität der Symptome unterscheide ich durch ein
bis drei Pluszeichen. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich
als Laie nur deutsche Bezeichnungen verwende. Noch eine allgemeine
Information. Ich konsumiere weder Drogen, Zigaretten noch Kaffee.
Alkohol trinke ich selten und nur in geringen Mengen.
Allergie. Seit Jahren hatte ich
keine allergische Reaktionen gezeigt, als plötzlich heuschnupfen-
ähnliche Symptome und Hautausschlag auftrat.
Benommenheit ließ mich an der
Leistungsfähigkeit meines Gehirnes zweifeln. Mit Gedächtnisspielen
überprüfte ich immer wieder mein Denkvermögen.
Bindegewebsverhärtungen der Brust
waren in den letzten Jahren und auch in der akuten Phase befundet
worden.
Mein Blutdruck schlug Purzelbaum.
Auch die Blutzuckermessungen schwankten zwischen normalen und leicht
erhöhten Werten.
Erschöpfung. Über Wochen hinweg
war ich ein körperliches Wrack.
Ein aufgedunsenes Gesicht
veränderte meine Aussehen sehr nachteilig.
Hautprobleme. An Armen und Beinen
war die Haut extrem trocken und schuppig.
Trotz allgemeiner Übelkeit empfand
ich ungebremsten Heißhunger auf Süßes.
Herzrasen. Nach einem 30minütigen
Anfall war ich einmal so geschwächt, dass ich fürchtete, den
kommenden Tag nicht mehr zu erleben.
Zum ersten Mal in meinem Leben
nahm ich Körpergeruch bei mir wahr.
Augenlidzucken trat laufend
auf.
Magen und Darm waren in
Aufruhr.
Meine Halswirbelsäule war
plötzlich völlig versteift und schmerzte heftig. Da der
diagnostizierte Bandscheibenvorfall als Altleiden eingestuft wurde,
konnte er nicht alleine für diesen Zustand verantwortlich sein.
Trotz intensiver physikalischer Therapie trat keine Besserung
ein.
Ohnmachten. Voraus ging immer
plötzlich einsetzende starke Übelkeit und Schwindel. Mehrmals
verletzte ich mich dabei.
Ohrensausen und Rauschen konnte
ich laufend hören.
Zum ersten Mal in meinem Leben
traten Schlafstörungen auf.
Sehstörungen. Trotz Brille sah ich
meine Umgebung wie durch einen Schleier oder Nebel.
Schwindel verursachte über Wochen
Geh- und Standunsicherheiten.
Die Stromschläge spürte ich in
Ruhestellung seltener. Oft empfand ich sie nach intensivem Kauen.
Auch wenn Arm-, Schulter-, Hals- und Brustmuskulatur zusammenspielen
sollten, traten sie häufig auf. Dann waren selbst einfache
Bewegungen wie Kämmen unmöglich. Versuchte ich dennoch eine
Tätigkeit auszuüben, wie beispielsweise das Schließen einer Schrank-
oder Gerätetür, fand ich mich auf dem Boden liegend wieder.
Teilweise war ich nicht mehr in der Lage den Kopf zum Schreiben oder
Lesen zu neigen,ohne dass es zu einer Kontraktion kam. Auch der
Wechsel zwischen Ruhe und Bewegung provozierte
Verkrampfungen.
Taubheitsgefühl und Kribbeln in
den Händen empfand ich besonders intensiv in der Nacht und beim
Aufwachen.
Unruhezustände überkamen
mich.
Waden-, Zehen und Fußsohlenkrämpfe
traten auf.
Zittern setzte immer nach
Herzrasen ein
Zungenschwere brachte zuweilen
eine undeutlichere Aussprache zu Tage.
Niemand erkannte den Zusammenhang
dieser Symptome. Die multiplen Beschwerden wurden in einzelne
medizinische Fachbereiche aufdividiert. Mehr als ein Dutzend
Fachärzte untersuchten mich. Alle Raffinessen der modernen
Diagnostik wurden eingesetzt bis hin zur Entnahme von Hirn- und
Nervenwasserproben. Der Magnesiumspiegel allerdings wurde nicht
überprüft. Nachdem nur die Halswirbelsäule einen Schaden zeigte,
vermuteten fast alle Mediziner einen psychischen Hintergrund für
meinen katastrophalen Zustand. Sicherlich kann die seelische
Verfassung des Patienten einen wesentlichen Einfluss auf sein
körperlichen Wohlbefinden nehmen. Aber als stets bereite
Auffangvorrichtung für nicht zu erklärende Krankheitsbilder darf die
Psychosomatik nicht dienen.